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Terraforming – die Umformung anderer Planeten

Was ist Terraforming?

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Was ist Terraforming?

Eigentlich ist die Erde ja ganz schön. Dennoch machen sich einige Wissenschaftler schon Gedanken über die Besiedelung weiterer Planeten – und obwohl das derzeit noch wie Science Fiction klingt, gibt es gute Gründe, sich perspektivisch nach einer zweiten planetaren Heimat umzuschauen. Spätestens in einigen Milliarden Jahren wird unsere Sonne mangels genügend Wasserstoff den Geist aufgeben und dabei die Erde schmelzen. Und auch vorher könnte unser blauer Planeten in Mitleidenschaft gezogen werden, etwa durch den Einschlag mit einem großen Asteroiden.

Ein Meer voller Planeten

Eine neue Heimat zu finden, ist aber gar nicht so einfach, wie man bei der unfassbaren Anzahl an Planeten alleine in unserer Heimatgalaxis annehmen könnte. Nach neueren Berechnungen existieren in der Milchstraße über 400 Milliarden Planeten, nur sind die meisten davon leider so weit entfernt, dass sie mit derzeitiger Technologie und wohl auch auf absehbare Zeit nicht zu erreichen sein werden. Bei der Suche nach einer neuen Erde müssen wir also vorerst mit den Planeten in unserem Sonnensystem Vorlieb nehmen. Doch bietet einer von unseren Nachbarplaneten auch nur annähernd lebensfreundliche Bedingungen? Auf Merkur würde man tagsüber verbrennen und nachts erfrieren, die Gasplaneten besitzen noch nicht mal eine feste Oberfläche und auf Venus regnet es Schwefelsäure – besonders einladend klingt das alles nicht. Visionäre Science Fiction Autoren wie Stanislaw Lem haben sich deswegen schon vor langer Zeit eine schlaue Idee einfallen lassen: Wenn Planeten nicht bewohnbar sind, dann machen wir sie eben bewohnbar! Die Wissenschaft des Terraforming war geboren.

Wohnen auf der Venus

Terraforming - die Umformung anderer Planeten 1
Terraforming: Wolkenstädte auf der Venus – © Advanced Concepts Lab at NASA Langley Research Center

Zugegeben, das Terraforming steckt noch ziemlich in den Kinderschuhen. Bislang hat man es noch auf keinem fremden Himmelskörper anwenden können. Aber die Ambitionen sind hoch! Selbst für die wirklich lebensfeindliche Venus gibt es Pläne. Die Oberfläche ist mit fast 400 Grad viel zu heiß für irdische Lebewesen. Selbst wenn es gelänge, die Temperaturen abzukühlen, wäre die Hitze im Gestein noch für Jahrhunderte gespeichert. Ein Grundstück auf der Venusoberfläche wird also auf absehbare Zeit ein unerfüllbarer Traum bleiben. Das Terraforming muss sich aber nicht auf die Oberfläche beschränken, sondern könnte in höheren Atmosphärenschichten stattfinden. Je weiter man sich von der Venusoberfläche entfernt, desto niedriger werden die Temperaturen. In einigen Kilometern Höhe wäre es also sogar ganz angenehm. In den Köpfen einiger Wissenschaftler existieren daher schon schwebende Wolkenstädte, die weit über der Oberfläche unseres Nachbarplaneten treiben könnten. Klingt gut, löst aber leider noch nicht alle Probleme auf der Venus. Der CO2-Anteil in der Atmosphäre ist viel zu hoch und an Sauerstoff fehlt es fast vollständig. Das Leben in den Wolkenstädten wäre also etwas luftleer. Auch hierfür gibt es schon theoretische Lösungen: In der Atmosphäre könnten bestimmte Arten von Grünalgen freigesetzt werden, die CO2 in Sauerstoff verwandeln. In fliegenden Städten durch Algenpopulationen in der Venusatmosphäre treibend – ist das unsere Zukunft?

Terraforming Mars: Aus dem roten Planet wird ein blauer Planet

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Mars nach dem Terraforming – © Kevin Gill, https://www.flickr.com/photos/kevinmgill/

Ein bisschen realistischer ist das Terraforming von Mars. Die Bedingungen auf unserem roten Nachbarn sind zwar keineswegs perfekt, aber immerhin nicht ganz so dramatisch lebensfeindlich wie auf der Venus. Es mangelt vor allem an einer ausreichend dicken Atmosphäre. Die Hauptaufgabe des Terraformings auf Mars wäre es also, eine solche irdische Atmosphäre zu imitieren. Dies könnte durch mehrere Maßnahmen bewerkstelligt werden. Zum einen könnte das Eis an den Marspolen geschmolzen werden. Dieses Eis enthält das für eine Atmosphäre notwendige CO2. Ein nützlicher Nebeneffekt der Polschmelze wäre das sich daraus logisch ergebende Vorhandensein von flüssigen Wasser.
Eine Alternative wäre die Errichtung von ersten Siedlungen unter Kuppeldächern, innerhalb derer irdische Bedingungen herrschen. Der Aufwand wäre wesentlich geringer, da in diesem Falle nicht direkt der ganze Planet mit einer Atmosphäre ausgestattet werden müsste.

Auch einige Monde der großen Gasplaneten gelten als potenzielle Terraforming-Kandidaten. Auf dem Saturnmond Enceladus oder dem Jupitermond Europa existieren sogenannte Kryo-Vulkane, aus denen heißes Wasser an die Oberfläche gelangt. Andere Monde wie Titan besitzen sogar eine eigene Atmosphäre – die aber leider auch eine ganz andere Zusammensetzung als die irdische besitzen.
Bevor das Terraforming der Monde im äußeren Sonnensystem auch nur ernsthaft in Erwägung gezogen werden kann, müssen indes allerhand logistische Probleme gelöst werden. Diese Orte wurden bislang nur mit unbemannten Raumsonden erreicht – und selbst die waren viele Jahre unterwegs.

Vorerst müssen wir uns also mit der Erde als unserer einzigen Heimat begnügen. Aber wer weiß schon, auf welchem Planeten unsere Enkel und Urenkel wohnen werden?

Noch mehr Informationen über Terraforming gibt es in folgendem Video von Astro-Comics TV:

 

 

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