Koronales Loch spuckt Sonnenwind zur Erde

Ein zentrales koronales Loch tut sich auf

Geschätzte Lesedauer: 2 minuten

Wenngleich sich die Sonne derzeit völlig fleckenfrei zeigt, kann sich trotzdem in den nächsten Tagen eine Magnetfeldstörung ergeben. Ursächlich hierfür ist ein sog. koronales Loch. Darunter versteht man eine Region der Sonnenatmosphäre, in der das Magnetfeld quasi offen ist: Normalerweise sorgen die magnetischen Feldlinien der Sonne dafür, dass das Sonnenplasma zurückgehalten wird und nicht in den Weltraum geschleudert wird.

Zu sehen sind die Magnetfelder in der Korona: In den Bereichen A sind die Feldlinien geschlossen und halten das Plasma der Korona fest. Im Bereich B reichen sie in den Raum hinaus, das Plasma kann längst der Feldlinien entweichen. Der Bereich B ist ein sogenanntes koronales Loch.

Im Bereich eines koronalen Loches jedoch funktioniert diese Ausbruchssperre nicht: Die Materie kann ungehindert in den Weltraum austreten. Je nachdem, wo sich solch eine Region auf der Sonnenoberfläche befindet, bewegt sich die entsprechende Materie in Richtung Erde und erzeugt dort die bekannten, mit Magnetfeldstörungen assoziierten Effekte, von Beeinträchtigungen des Kurzwellen-Funkverkehrs bis hin zu kurzzeitger F2-Ausbreitung auf 28 MHz und höher sowie Polarlicht und Radio-Aurora.

Während zu Zeiten des Sonnenfleckenmaximums vor allem Flares mit Masseeruptionen der Sonne zu beobachten sind, sind die Zeiten des Minimums durch verstärktes Auftreten koronaler Löcher geprägt.

Aktuell wird ein sehr großflächiges koronales Loch in der Nähe des Sonnenäquators beobachtet, s. Bild. Auf dieser Position liegt es besonders günstig zur Erde. Auswirkungen auf das Erdmagnetfeld sollten sich ab etwa dem 23.7.2020 zeigen.

Dabei kommt beim ersten Auftreffen des aus dem koronalen Loch mit hoher Geschwindigkeit austretenden Materie-„Strahls” – engl. coronal hole high speed stream (CH HSS) – auf das Erdmagnetfeld für wenige Stunden zu einem Zusammendrücken desselben und damit zu erhöhter Elektronendichte in der Ionosphäre.

 

Die mobile Version verlassen