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Steht uns ein neues Maunder-Minimum bevor?

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Sonnenfleckenrelativzahl bei 0 – Was bedeutet das?

Seit 5 Tagen in Folge zeigt sich auf der sichtbaren Sonnenscheibe kein Sonnenfleck mehr. Die Sonnenaktivität ist sehr niedrig, die Sonnenfleckenrelativzahl liegt bei 0. Die Sonne könnte nach dem derzeitigen 11-Jahres-Zyklus in ein ausgedehntes Minimum ähnlich dem Maunder-Minimum fallen. Die Auswirkungen eines Maunder-Minimum auf das Klima im 21. Jahrhundert wären jedoch nur gering.

Was sind Sonnenflecken?

Sonnenflecken sind relativ zur umgebenden unteren Schicht der Sonnenatmosphäre (Photosphäre) um einige hundert Grad kühlere Gebiete auf der Sonne, die deshalb als dunkle Flecken in Erscheinung treten. Sie werden durch Magnetfelder verursacht und treten häufig in Gruppen auf.

Sonnenflecken treten zyklisch auf

sonnenfleckenrelativzahl
Sonnenflecken Anzahl der vergangenen 15 Jahre

Ihre Anzahl schwankt mit einer Periode von rund 11 Jahren, einem Sonnenfleckenzyklus. Am meisten Sonnenflecken sind um die Jahre des Aktivitätsmaximums (zuletzt April 2014) zu beobachten, während um das Aktivitätsminimum (zuletzt 2008 und nächstens um 2020) für Monate kein einziger Fleck auf der Sonne auszumachen ist.

Die Anzahl der Sonnenflecken wird mit der Sonnenfleckenrelativzahl angegeben, die aus der Summe der zehnfachen Anzahl Fleckengruppen und aller Einzelflecken berechnet wird. In der Zeit um das Aktivitätsmaximum kann diese Zahl kurzzeitig 300-400 erreichen.

Die geglätteten Sonnenfleckenrelativzahlen wiesen im ersten Halbjahr 2014 ein Maximum auf, so dass wir nun die absteigende Phase des Zyklus beobachten können. In dieser Phase ist ist es normal, dass es Tage oder gar Wochen ohne einen einzigen sichtbaren Sonnenflecken gibt und dann plötzlich wieder Flecken auftauchen.

Daten zur aktuellen Sonnenfleckenrelativzahl

 

Sonnenflecken
Aktuelle SESC Sonnenfleckenrelativzahl 0 (sehr niedrig)
Höhere Sonnenfleckenrelativzahl am: 22.06.2016 (22)
Tiefere Sonnenfleckenrelativzahl am: 26.06.2016 (0)
Maximum Minimum
der letzten 31 Tage: 30.05.2016 (56) 26.06.2016 (0)
im aktuellen Monat: 19.06.2016 (48) 26.06.2016 (0)
der letzten 365 Tage: 27.09.2015 (154) 26.06.2016 (0)
im aktuellen Jahr: 05.02.2016 (113) 26.06.2016 (0)
der letzten 5 Jahre: 17.04.2014 (296) 26.06.2016 (0)
SESC: 0-45: sehr niedrig; 45-90: niedrig; 90-135: moderat; 135-180: hoch; 180-225: sehr hoch; >225: intensiv

Steht uns ein neues Maunder-Minimum bevor?

Bereits vor einigen Jahren haben amerikanische und russische Sonnenforscher auf einem Kongress aktuelle Forschungsergebnisse präsentiert, wonach die Sonne schon bald eine Ruhephase einlegen könnte. Diese könnte dem Maunder-Minimum im 17. Jahrhundert ähneln.

Wie bereits oben beschrieben, schwankt die Sonnenaktivität in einem mehr oder weniger regelmäßigen Rhythmus. Etwa alle 11 Jahre ist sie besonders hoch, es sind zahlreiche Sonnenflecken auf der Sonnenoberfläche zu sehen, während in den dazwischen liegenden Minima kaum oder gar keine Flecken auftauchen.

 

Anzahl von sichtbaren Sonnenflecken in den letzten vier Jahrhunderte. Quelle: Wikimedia Commons / Global Warming Art.
Anzahl von sichtbaren Sonnenflecken in den letzten vier Jahrhunderte. Quelle: Wikimedia Commons / Global Warming Art.

Historische Auswertungen von Sonnenflecken zeigen, dass der elfjährige Sonnenzyklus im späten 17. Jahrhundert unterbrochen war. Diese Zeit, in der die Sonne meist fleckenlos war, ist seit dem berühmten Artikel von Jack Eddy als das Maunder-Minimum bekannt. (Entdeckt wurde das Maunder-Minimum eigentlich von Gustav Spörer, erst später hat Edward Maunder Spörers Arbeiten bestätigt. Immerhin ist nach Spörer heute ein anderes ausgedehntes Sonnenminimum um das Jahr 1500 benannt.)

 

 

Das Maunder-Minimum fällt zeitlich mit der „Kleinen Eiszeit“ zusammen, eine Periode von niedrigeren Temperaturen, in der insbesondere die Winter in Europa deutlich kälter. Schon lange wird vermutet, dass die niedrige Sonnenaktivität eine der Ursachen für diese „Kleine Eiszeit“ war, wobei zusätzlich eine Abnahme der Treibhausgaskonzentration seit dem Jahr 1600, starke Vulkanausbrüche im 17. Jahrhundert sowie der langsame Rückgang der sommerlichen Sonneneinstrahlung auf der Nordhalbkugel durch die Veränderung der Erdbahnparameter kühlend auf das Klima wirken.

Wie genau ein Maunder-Minimum entsteht, können die Sonnenphysiker bislang nicht erklären. Dennoch gibt es den neuen Forschungsarbeiten von Frank Hill und Kollegen zufolge Anzeichen, dass die Sonne nach dem derzeitigen 11-Jahres-Zyklus in ein ausgedehntes Minimum ähnlich dem Maunder-Minimum fallen könnte. Da der aktuelle Sonnenzyklus mit der Nummer 24 eben begonnen hat, wäre dies ab etwa 2020 der Fall. Es bleibt abzuwarten, ob sich diese Prognose bewahrheitet.

Wie würde sich nun ein Maunder-Minimum im 21. Jahrhundert auf das Klima auswirken?

Genau hierzu haben Stefan Rahmstorf und ich im letzten Jahr eine Studie veröffentlicht (siehe auch die Presseerklärung), in der gezeigt wird, dass ein neues großes Minimum maximal zu einer Abkühlung von 0,3°C im Jahr 2100 führen könnte – relativ zu einer erwarteten Erwärmung aufgrund des Klimawandels von rund 4°C wohlgemerkt. (Der Wert für den Temperaturanstieg hängt natürlich von Annahmen über zukünftige Emissionen ab.)

Demnach könnte ein neues Maunder-Minimum im 21. Jahrhundert die globale Erwärmung allenfalls leicht abschwächen und wäre auch nur ein vorübergehender Effekt, da alle bekannten großen Sonnenminima nach einigen Jahrzehnten wieder zu Ende waren.

Dominik Zgrzendek

Mein Name ist Dominik Zgrzendek, ich bin 33 Jahre alt und Gründer des Weblogs "Sonnen-Sturm.info". Die Astronomie, sowie die Beobachtung der Sonne, ist ein langjähriges Hobby von mir. Mit dieser Seite möchte ich euch an meinem Hobby teilhaben lassen und hoffe so, einige für die Astronomie begeistern zu können!

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2 Kommentare

  1. Hallo,

    die Seite ist wirklich informativ.

    Für vermessen hingegen halte ich die Spekulationen der Auswirkungen (oder besser gesagt nicht Auswirkungen) eines neuen Minimums (ähnlich dem Maunder Minimum) auf das Klima. Ich verstehe auch nicht, wieso Herr Rahmstorf diesbezüglich eine Presseerklärung abzugeben hat. Fürchtet er, dass ein neues „Minimum“ seine Erwärmungstheorien zerstören, oder stören könnte? Sollte wirklich ein Minimum ähnlich dem des Maunder Minimus kommen (auch in dieser Länge) werden die Menschen sicher nicht mehr über eine Klimaerwärmung sprechen und diese fürchten. Die Realität wird dann Fakten schaffen. Dann werden die Klimamodelle als das entlarvt was sie sind. So wie es aktuell aussieht (Ende Mai 2019) werden wie ein tiefes Minimum bekommen. Möglicherweise auch ein sehr langes. Wir dürfen gespannt sein…

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