Sonnensturm verfehlt die Erde: G3-Warnung abgesagt
Der Sonnensturm vom 6. Dezember zieht vorbei
Doch kein Sonnensturm: Das Space Weather Prediction Center storniert die geomagnetische Sturm-Warnung
Die Aufregung war groß, als wir in unserem vorherigen Artikel vom 8. Dezember den drohenden starken Sonnensturm ankündigten: Ein starker Koronaler Massenauswurf (CME) aus der aktiven Region AR 4299, ausgelöst durch den M8.1-Flare am 6. Dezember 2025, schien direkt auf die Erde zuzurasen. Die NOAA hatte eine G3-Warnung für den 9. Dezember herausgegeben mit Chancen auf spektakuläre Polarlichter bis in mitteldeutsche Breitengrade. Doch die Realität holte uns ein: Der Sonnensturm verfehlt die Erde größtenteils, die Warnung wurde gestern spät Abends noch storniert. Eine bittere Enttäuschung für Aurora-Jäger, aber eine spannende Lektion im Weltraumwetter.
Was ist passiert? Der CME zieht vorbei – Herabstufung der G3-Warnung
Der Halo-CME, der am 6. Dezember um 20:39 UTC ausbrach, wurde zunächst als erdgerichtet eingestuft. Experten prognostizierten eine Ankunft am 9. Dezember früh bis mittags, mit potenziellen geomagnetischen Stürmen der Stufe G3 (stark). Doch wie so oft im chaotischen Sonnensystem spielte die Physik nicht mit: Der Auswurf hat die Erde größtenteils verfehlt.
Trotz der hohen Erwartungen (und der bewölkten Nächte, die wir gestern schon thematisierten) blieb es bei einem „Near-Miss“. Der Sonnensturm hat unser Magnetfeld nur leicht gestreift – genug für leichte Unruhe, aber nicht für den erhofften Knall.
Warum verfehlt ein Sonnensturm die Erde? Die Physik hinter dem „Missgeschick“
Koronale Massenauswürfe (CMEs) sind wie kosmische Feuerbälle: Sie werden mit bis zu 2000 km/s ausgestoßen, aber ihre Richtung ist entscheidend. Ein „Halo-CME“ wirkt wie ein Ring um die Sonne und scheint erdgerichtet, doch Feinheiten wie die Auswurfgeschwindigkeit, die Magnetfeldkonfiguration und sogar der Einfluss anderer Sonnenwinde können den Kurs korrigieren.
- Ursachen für das Verfehlen: Basierend auf Modellen (z. B. WSA-ENLIL) war der CME leicht nach Osten versetzt. Die erwartete hohe Dichte und südliche Bz-Komponente kam nicht an, stattdessen mildere Bedingungen.
- Vergleich zu vergangenen Events: Ähnlich wie der Sonnensturm im Mai 2024, der trotz Warnung nur schwache Effekte brachte, zeigt das: Prognosen sind mit 70–80 % Genauigkeit, aber die Sonne bleibt unvorhersehbar.
Für Raumfahrt und Technik war das Glück im Unglück: Keine Störungen bei GPS, Satelliten oder Stromnetzen. Und für uns Beobachter? Die angekündigten Polarlichter blieben aus.
Auswirkungen: Keine Störungen, aber eine Mahnung für zukünftige Sonnenstürme
Der verpasste geomagnetische Sturm hatte kaum messbare Effekte:
- Technik: Normale Bedingungen – keine Blackouts oder Navigationsfehler.
- Auroras: Kaum Sichtungen, und die Wolken im Norden (wie in Hamburg und Berlin) hätten eh alles verdorben. Im Süden (z. B. München) blieb der Himmel dunkel.
- Lektion: Solche Events erinnern uns, dass Weltraumwetter dynamisch ist. Der 25. Sonnenzyklus geht weiter, mit weiterhin hoher Aktivität (weitere M-Flares möglich). Die großen Sonnenflecken am Sonnenrand könnten uns bereits um Weihnachten wieder besuchen.
Ausblick: Die Sonne schläft nicht – Nächste Chancen für Polarlichter 2025
Trotz des Misses brodelt es weiter: Die 3-Tage-Prognose sieht Kp 2–3 (unruhig) für den 10.–12. Dezember vor. Neue CMEs aus AR 4299 oder benachbarten Regionen könnten in den nächsten Tagen eintreffen.
Warum Weltraumwetter-Vorhersagen so oft „daneben“ liegen
Weltraumwetter ist eine der schwierigsten Disziplinen der Astronomie, hier die wichtigsten Gründe im Überblick:
- Trefferfläche klein: Die Erde ist im Verhältnis zum All winzig. Ein Sonnensturm muss exakt unser Magnetfeld treffen, schon wenige Grad Abweichung reichen für einen Near-Miss.
- Geschwindigkeit & Dichte schwer messbar: Koronografen sehen nur die Helligkeit, nicht die tatsächliche Plasmadichte oder magnetische Ausrichtung (Bz-Komponente).
- Modelle mit Unsicherheit: Programme wie WSA-ENLIL arbeiten mit ca. 70–80 % Trefferquote bei starken Events, bei G3/G4-Stürmen liegt die Zuverlässigkeit oft nur bei 50–60 %.
- Chaotische Sonne: Flares und koronale Massenauswürfe können sich innerhalb von Minuten ihre Form und Richtung ändern.
- Ankunftszeit-Fenster: ±12 Stunden Unsicherheit sind normal, ein Tag Unterschied entscheidet über „Volltreffer“ oder „komplett vorbei“.
Fazit für Aurora-Jäger Eine G3-Warnung bedeutet immer nur: „Es könnte was werden, aber garantiert ist nichts.“ Deshalb: Immer mehrere Quellen checken und bis zur letzten Minute flexibel bleiben.
Kurz gesagt: Wer bei Weltraumwetter 100 % Sicherheit will, wird enttäuscht. Wer die Unberechenbarkeit liebt, ist hier genau richtig.
Wer von euch war trotzdem gestern Nacht draußen und hat in den bewölkten Himmel gestarrt? Oder seid ihr eher erleichtert, dass ihr nicht stundenlang in der Kälte standet, weil nichts kam?
Schreibt’s in die Kommentare – wir sind gespannt auf eure Geschichten!


