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Die Oortsche Wolke – letzte Grenze unseres Sonnensystems

andere Schreibweise: Oort'sche Wolke

Geschätzte Lesedauer: 3 minuten

Die Oortsche Wolke

Als interessierter Astronomie-Enthusiast stößt man beim Durchstöbern der neuesten Raumfahrt-Nachrichten immer wieder auf Berichte, in denen behauptet wird, dass die Sonde Voyager 1 unser Sonnensystem verlassen hätte. So titelte beispielsweise 2013 der Spiegel:

Voyager 1 hat das Sonnensystem verlassen

Erstmals in der Geschichte der Menschheit hat eine Raumsonde von der Erde unser Sonnensystem hinter sich gelassen. Neue Auswertungen belegen, dass Voyager 1 inzwischen wohl durch den interstellaren Raum rast.

Das mag zunächst logisch erscheinen – immerhin befindet sich die Sonde mittlerweile mehr als 21 Milliarden Kilometer von der Sonne entfernt und hat schon lange den vermeintlich letzten Außenposten Pluto passiert. Aber hört das Sonnensystem tatsächlich hinter dem Zwergplaneten Pluto auf? Mitnichten! Man könnte sogar sagen, dass es dort erst richtig anfängt.

Die Oortsche Wolke – letzte Grenze unseres Sonnensystems 1
Die Sonde Voyager 1 befindet sich auf dem Weg in das äußere Sonnensystem
Credit: NASA

Die Größe eines Sternsystems richtet sich nach der Gravitationskraft seines Zentralgestirns. Unser Sonnensystem endet also dort, wo die Schwerkraft der Sonne nicht mehr stark genug ist, Himmelskörper in ihrem Bann zu halten. Nach herrschender Meinung ist diese letzte Grenze unseres Sonnensystems die sogenannte Oortsche Wolke, deren Existenz erstmals in den 1950er-Jahren vom niederländischen Astronom Jan Hendrik Oort postuliert wurde.

Dieses ominöse Niemandsland umgibt unser Sonnensystem nicht in einer flachen Bahnebene, sondern umschließt uns wie eine Hülle. Bevölkert wird es von unzähligen kleinen Asteroiden und vor allem eisigen Kometen. Vielleicht verbergen sich dort sogar weitere Zwergplaneten? Mit Gewissheit kann man dies leider nicht feststellen, da sich die Oortsche Wolke viel zu weit entfernt vom inneren Sonnensystem befindet.
Indirekte Informationen über die Zusammensetzung liefern uns lediglich Kometen, die sich in einer festen Bahn um die Sonne drehen und dabei teilweise eine ewig anmutende Wanderung bis in die Oortsche Wolke zurück legen.

Die Oortsche Wolke – letzte Grenze unseres Sonnensystems 2
Eine künstlerische Darstellung der Oortschen Wolke
Credit: astrobites.org

 

Aber wie weit entfernt ist denn nun die Oortsche Wolke? Die Entfernung ist im wahrsten Sinne des Wortes astronomisch hoch: Die äußeren Ränder befinden sich in einem Abstand von 1,6 Lichtjahren zur Sonne! Selbst wenn wir Menschen in ferner Zukunft also mit Lichtgeschwindigkeit reisen könnten, würden wir anderthalb Jahre benötigen, um das Sonnensystem zu verlassen.

Und wie sieht die Zukunft von Voyager 1 aus? In ca. 300 Jahren wird die Sonde den inneren Rand der Oortschen Wolke erreichen – und in 30.000 Jahren dann wieder verlassen. Dann also – in 30.000 Jahren – wird die oben erwähnte Spiegel-Schlagzeile korrekt sein.

Ihr wollt noch mehr über die ominöse Oortsche Wolke erfahren? In diesem Video von Astro-Comics TV erhaltet Ihr weitere Informationen über die Grenze des Sonnensystems:

Tim Julian Ruster

Tim Ruster ist Astro-Cartoonist und Planetariumsführer. Er wurde 1991 in Köln geboren, wo er auch heute noch lebt und viel Zeit mit dem Zeichnen neuer Astro-Comics verbringt. Seit vielen Jahren arbeitet er ehrenamtlich im Kölner Planetarium und erklärte dort schon unzähligen Besuchern den Sternhimmel und die Geheimnisse des Weltalls. Durch die vielen guten Fragen, die bei diesen Führungen vor allem von Kindern gestellt werden, kam er im Jahre 2015 auf die Idee, den Weltraum durch Zeichnungen zu erklären : Astro-Comics war geboren! Astro-Comics entwickelte sich zu einem richtigen Projekt und wurde schnell bekannter. Obwohl Tim Ruster 2016 sein juristisches Staatsexamen abgelegt hat, widmete er Astro-Comics jede freie Sekunde. Heute haben die astronomischen Cartoons schon tausende Fans bei Facebook, Instagram und Twitter und haben vielen Menschen den Weltraum etwas näher gebracht. Tim Ruster veröffentlicht die Astro-Comics nicht nur auf www.astro-comics.de und in den sozialen Netzwerken, sondern auch in mehreren Online- und Printformaten.

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