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Mini-Eiszeit im Jahr 2030 – Ausfall des Sonnenzyklus?

Geschätzte Lesedauer: 4 minuten

„Mini-Eiszeit – Forscher erwarten Ausfall des Sonnenfleckenzyklus“

Sicherlich sind Sie in den letzten Monaten immer wieder auf solche Schlagzeilen gestoßen und haben sich gefragt, was ist eigentlich dran an dieser Mini-Eiszeit ab dem Jahr 2030? Wir sind der Sache auf den Grund gegangen.

Mini-Eiszeit ab 2030? Forscher prognostizieren eiskalte Winter wie im Mittelalter, Focus Online

60 Prozent weniger Sonne – Mini-Eiszeit ab 2030 vorhergesagt, N-TV

KOMMT 2030 EINE MINI-EISZEIT AUF UNS ZU? , Gallileo TV

mini-eiszeit 2030

 

 

Die Medien berufen sich immer wieder auf eine Pressemitteilung der Royal Astronomical Society von 2015. Vorab sei erwähnt, dass es sich hierbei generell um eine seriöse Forschungseinrichtung handelt. Valentina Zharkova von der Northumbria University hat sich mit der Sonnenaktivität beschäftigt, genauer gesagt mit den elektromagnetischen Vorgängen im inneren der Sonne um herauszufinden wie sich das Plasma, aus dem die Sonne besteht, bewegt und die Magnetfelder beeinflusst.

Sonnenaktivität schwankt alle 11 Jahre

Aufmerksame Leser unserer Seite wissen bereits, dass sich die Sonnenaktivität etwa alle 11 Jahr schwankt, d.h. sie wird schwächer und stärker und es treten vermehrt Sonnenflecken und Sonneneruptionen auf, wenn ein Zyklus seinen Höhepunkt erreicht hat.

Die heutige Forschung versteht einigermaßen warum dies so ist und wie die Vorgänge im Inneren der Sonne dazu führen. Einigermaßen bedeutet, dass nicht alle Vorhänge klar sind und es noch Wissenslücken gibt. Es ist daher sehr schwer, genaue Prognosen der folgenden Zyklen zu machen.

Der 25. Zyklus könnte so schwach werden, dass er quasi komplett entfallen könnte, behauptet Valentina Zharkova.

Steht uns ein neues Maunder-Minimum bevor?

Bereits vor einigen Jahren haben amerikanische und russische Sonnenforscher auf einem Kongress aktuelle Forschungsergebnisse präsentiert, wonach die Sonne schon bald eine Ruhephase einlegen könnte. Diese könnte dem Maunder-Minimum im 17. Jahrhundert ähneln.

Wie bereits oben beschrieben, schwankt die Sonnenaktivität in einem mehr oder weniger regelmäßigen Rhythmus. Etwa alle 11 Jahre ist sie besonders hoch, es sind zahlreiche Sonnenflecken auf der Sonnenoberfläche zu sehen, während in den dazwischen liegenden Minima kaum oder gar keine Flecken auftauchen.

Anzahl von sichtbaren Sonnenflecken in den letzten vier Jahrhunderte. Quelle: Wikimedia Commons / Global Warming Art.

Anzahl von sichtbaren Sonnenflecken in den letzten vier Jahrhunderte. Quelle: Wikimedia Commons / Global Warming Art.

Historische Auswertungen von Sonnenflecken zeigen, dass der elfjährige Sonnenzyklus im späten 17. Jahrhundert unterbrochen war. Diese Zeit, in der die Sonne meist fleckenlos war, ist seit dem berühmten Artikel von Jack Eddy als das Maunder-Minimum bekannt. (Entdeckt wurde das Maunder-Minimum eigentlich von Gustav Spörer, erst später hat Edward Maunder Spörers Arbeiten bestätigt. Immerhin ist nach Spörer heute ein anderes ausgedehntes Sonnenminimum um das Jahr 1500 benannt.)

Das Maunder-Minimum und die „Kleine Eiszeit“

Das Maunder-Minimum fällt zeitlich mit der „Kleinen Eiszeit“ zusammen, eine Periode von niedrigeren Temperaturen, in der insbesondere die Winter in Europa deutlich kälter. Schon lange wird vermutet, dass die niedrige Sonnenaktivität eine der Ursachen für diese „Kleine Eiszeit“ war, wobei zusätzlich eine Abnahme der Treibhausgaskonzentration seit dem Jahr 1600, starke Vulkanausbrüche im 17. Jahrhundert sowie der langsame Rückgang der sommerlichen Sonneneinstrahlung auf der Nordhalbkugel durch die Veränderung der Erdbahnparameter kühlend auf das Klima wirken.

Wie genau ein Maunder-Minimum entsteht, können die Sonnenphysiker bislang nicht erklären. Dennoch gibt es den neuen Forschungsarbeiten von Frank Hill und Kollegen zufolge Anzeichen, dass die Sonne nach dem derzeitigen 11-Jahres-Zyklus in ein ausgedehntes Minimum ähnlich dem Maunder-Minimum fallen könnte.

Was ist nun dran an der Mini-Eiszeit?

Befasst man sich mit der oben genannten Pressemitteilung, so wird schnell klar, das von einer bevorstehenden Mini-Eiszeit nie die Rede war, sondern das dass Mauder-Minium in die kleine Eiszeit gefallen ist. Zwischen dem 15. und 19. Jahrhundert war das Klima der Erde ein wenig kühler als davon und danach. Niemand weiß jedoch ob es einen klaren Zusammenhang zwischen der geringen Sonnenaktivität und den kalten Temperaturen gegeben hat. Es gibt viele andere Ursachen wie z.b. Veränderungen des Golfstroms oder Vulkanismus. Zu behaupten eine geringere Sonnenaktivität führ zwangsläufig zu einer Eiszeit ist daher falsch. Niemand hat dies in der Pressemitteilung behauptet.

Die Medien leben heutzutage von starken Klickzahlen und gestalten Ihre Überschriften und Inhalte entsprechend, Stickwort; Clickbait

 Es verkauft sich halt besser wenn „Forscher WARNEN“ oder eine „Eiszeit vorhergesagt“ wird. Dies ist nicht nur irreführend sondern auch gefährlich, denn es gibt Menschen die so etwas Blind glauben, ohne richtig zu lesen oder zu Hinterfragen. Wissenschaftler werden falsch Zitiert uvm. ein Kreislauf der gerade im Internet schnell zu Verschwörungen führen kann.

 

Fazit: Die Wissenschaftler haben die Vorgänge im Inneren der Sonne ein bisschen besser verstanden und die Medien haben schlecht und irreführend darüber berichtet. Es gibt keinen Grund vor einer kommenden Eiszeit Angst zu haben oder den Klimawandel als “erledigt” zu betrachten.

Wie würde sich nun ein Maunder-Minimum im 21. Jahrhundert auf das Klima auswirken?

Genau hierzu haben Stefan Rahmstorf und ich im letzten Jahr eine Studie veröffentlicht (siehe auch die Presseerklärung), in der gezeigt wird, dass ein neues großes Minimum maximal zu einer Abkühlung von 0,3°C im Jahr 2100 führen könnte – relativ zu einer erwarteten Erwärmung aufgrund des Klimawandels von rund 4°C wohlgemerkt. (Der Wert für den Temperaturanstieg hängt natürlich von Annahmen über zukünftige Emissionen ab.)

Demnach könnte ein neues Maunder-Minimum im 21. Jahrhundert die globale Erwärmung allenfalls leicht abschwächen und wäre auch nur ein vorübergehender Effekt, da alle bekannten großen Sonnenminima nach einigen Jahrzehnten wieder zu Ende waren.

Dominik Zgrzendek

Mein Name ist Dominik Zgrzendek, ich bin 33 Jahre alt und Gründer des Weblogs "Sonnen-Sturm.info". Die Astronomie, sowie die Beobachtung der Sonne, ist ein langjähriges Hobby von mir. Mit dieser Seite möchte ich euch an meinem Hobby teilhaben lassen und hoffe so, einige für die Astronomie begeistern zu können!

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3 Kommentare

  1. Ich sehe die Klimageschichte etwas gelassener. Die Kölner sagen (auf Hochdeutsch):

    + Es kommt wie es kommt

    + Es ist noch immer gut gegangen

  2. Werte Damen und Herren!

    Es ist immer wieder lustig zu lesen, wie sich Wissenschaftler vor der Presse winden, ja gar unter Todesqualen den Mund zuhalten, damit ihnen nur bloß nichts entfährt, was im allgemeinen Kontext derzeitiger Kontroversen zu böser Kritik führen könnte.

    Verlautens der Boulevardpresse, auf deren Süff nicht nur jede Hausfrau, sondern auch jeder Politiker, der von ersteren gewählt werden will, herumfährt, steht uns ja bald ein totaler Klimakollaps bevor; eine Apokalypse, wie sie der an den Teufel und die Hölle glaubende Luther nicht vorhergesagt hat. Es wird bald unbeschreiblich heiß sein, das Wasser wird verdampfen und die Menschheit wird erbämentlichst verschmachten. Man hat die Hysterie schon so weit gebracht, daß das dumme Volk bereits überall glühend heißen Wüstensand sieht.

    Nur leider ist nicht an dem. Rein wissenschaftlich betrachtet befinden wir uns noch in einer Kaltzeit, und das sollte uns zu äußerster Vorsicht gemahnen. Beim letzten Kälteeinbruch sibirischen Ausmaßes kam hierzulande die gesamte Energie- und Fernwärmeversorgung zum Erliegen. Es gab bei Temperaturen von minus 20 Grad und eisigen Stürmen in weiten Landesteilen weder Gas noch Strom, keine Lebensmittelversorgung, keine Transportmöglichkeit, sondern nur eine dicke geschlossene festgefrohrene Schneedecke. Das Vieh ist zu tausenden verreckt, die letzten Toten wurden erst Ende April 1980 gefunden, sie sind elend erfroren. Wie können wir das nur so schnell vergessen. Wie können wir nur annehmen, so etwas geschehe nicht wieder?

    In diesem Kontext nämlich betrachte ich die Äußerungen der Wissenschaftler über ein möglicherweise bevorstehendes längeres Aktivitätsminimun der Sonne. Ja, es könnte eines geben. Ja, im 17. Jahrhundert hatten wir auch schon eines, da war es schon bitterkalt in Europa, und dann wurde auch noch die Sonneneinstrahlung geringer. Ja, es war grauenhaft, die Leute starben zeitig an schrecklichen Krankheiten. Gewiß, das ist geschehen. Aber NEIN, NEIN, NEIN, wir wollen natürlich überhaupt nichts gesagt haben. Nein, nein, nein, wir behaupten gar nichts, wir warnen gar niemanden vor irgend etwas, wir prognostizieren nichts, wir haben da nur mal mit dem Computerchen gespielt und machen jetzt so eine kleine wissenschaftliche Randnotiz, die man ja um Gottes Willen nicht ernst nehmen soll. Was wohl wäre, wenn etwas eintritt, das aber natürlich nicht passieren wird. Wir haben da nur laut gedacht, man möge uns das verzeihen. Unter keinen Umständen sehen wir einen Zusammenhang zwischen Wärmeeinstrahlung und Oberflächentemperatur. Da hatte der Physiklehrer definitiv unrecht. So ein kleiner Heizungsausfall über hundert Jahre, der macht doch eigentlich gar nichts! Vielleicht, möglicherweise, maximal süße kleine 0,3 Grad, so über den Daumen gepeilt, wir wollen uns da nicht festlegen.

    Und überhaupt, die Klimaerwärmung! Das weiß doch jede Hausfrau, die die Bild liest, daß wir bald keine Heizung mehr brauchen – und kein Benzin und keinen Strom und überhaupt das ganze moderne Hexenzeug. Da stehen wir drüber. Wir können uns alle schmunzelnd zurücklehnen und an nichts böses denken. Ich jedenfalls könnte zu meinen Verwandten auf Sizilien ziehen, wenn Sibirien über uns kommt. Was die anderen tun, weiß ich nicht.

    Mit freundlichen Grüßen!
    M. Rosenow

    1. Wessen Brot ich esse, dessen Lied ich singe. Kein Wissenschaftler wird so alt, als dass er sich für seine Äußerungen übe das Klima rechtfertigen muss.
      Die Erde war auch einmal eine Scheibe (nach Ansichten der Wissenschaftler) und wer dem widersprach wurde geköpft.

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