Mini-Eiszeit im Jahr 2030 – Ausfall des Sonnenzyklus?

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„Mini-Eiszeit – Forscher erwarten Ausfall des Sonnenfleckenzyklus“

Sicherlich sind Sie in den letzten Monaten immer wieder auf solche Schlagzeilen gestoßen und haben sich gefragt, was ist eigentlich dran an dieser Mini-Eiszeit ab dem Jahr 2030? Wir sind der Sache auf den Grund gegangen.

Mini-Eiszeit ab 2030? Forscher prognostizieren eiskalte Winter wie im Mittelalter, Focus Online

60 Prozent weniger Sonne – Mini-Eiszeit ab 2030 vorhergesagt, N-TV

KOMMT 2030 EINE MINI-EISZEIT AUF UNS ZU? , Gallileo TV

 

 

Die Medien berufen sich immer wieder auf eine Pressemitteilung der Royal Astronomical Society von 2015. Vorab sei erwähnt, dass es sich hierbei generell um eine seriöse Forschungseinrichtung handelt. Valentina Zharkova von der Northumbria University hat sich mit der Sonnenaktivität beschäftigt, genauer gesagt mit den elektromagnetischen Vorgängen im inneren der Sonne um herauszufinden wie sich das Plasma, aus dem die Sonne besteht, bewegt und die Magnetfelder beeinflusst.

Sonnenaktivität schwankt alle 11 Jahre

Aufmerksame Leser unserer Seite wissen bereits, dass sich die Sonnenaktivität etwa alle 11 Jahr schwankt, d.h. sie wird schwächer und stärker und es treten vermehrt Sonnenflecken und Sonneneruptionen auf, wenn ein Zyklus seinen Höhepunkt erreicht hat.

Die heutige Forschung versteht einigermaßen warum dies so ist und wie die Vorgänge im Inneren der Sonne dazu führen. Einigermaßen bedeutet, dass nicht alle Vorhänge klar sind und es noch Wissenslücken gibt. Es ist daher sehr schwer, genaue Prognosen der folgenden Zyklen zu machen.

Der 25. Zyklus könnte so schwach werden, dass er quasi komplett entfallen könnte, behauptet Valentina Zharkova.

Steht uns ein neues Maunder-Minimum bevor?

Bereits vor einigen Jahren haben amerikanische und russische Sonnenforscher auf einem Kongress aktuelle Forschungsergebnisse präsentiert, wonach die Sonne schon bald eine Ruhephase einlegen könnte. Diese könnte dem Maunder-Minimum im 17. Jahrhundert ähneln.

Wie bereits oben beschrieben, schwankt die Sonnenaktivität in einem mehr oder weniger regelmäßigen Rhythmus. Etwa alle 11 Jahre ist sie besonders hoch, es sind zahlreiche Sonnenflecken auf der Sonnenoberfläche zu sehen, während in den dazwischen liegenden Minima kaum oder gar keine Flecken auftauchen.

Anzahl von sichtbaren Sonnenflecken in den letzten vier Jahrhunderte. Quelle: Wikimedia Commons / Global Warming Art.

Historische Auswertungen von Sonnenflecken zeigen, dass der elfjährige Sonnenzyklus im späten 17. Jahrhundert unterbrochen war. Diese Zeit, in der die Sonne meist fleckenlos war, ist seit dem berühmten Artikel von Jack Eddy als das Maunder-Minimum bekannt. (Entdeckt wurde das Maunder-Minimum eigentlich von Gustav Spörer, erst später hat Edward Maunder Spörers Arbeiten bestätigt. Immerhin ist nach Spörer heute ein anderes ausgedehntes Sonnenminimum um das Jahr 1500 benannt.)

Das Maunder-Minimum und die „Kleine Eiszeit“

Das Maunder-Minimum fällt zeitlich mit der „Kleinen Eiszeit“ zusammen, eine Periode von niedrigeren Temperaturen, in der insbesondere die Winter in Europa deutlich kälter. Schon lange wird vermutet, dass die niedrige Sonnenaktivität eine der Ursachen für diese „Kleine Eiszeit“ war, wobei zusätzlich eine Abnahme der Treibhausgaskonzentration seit dem Jahr 1600, starke Vulkanausbrüche im 17. Jahrhundert sowie der langsame Rückgang der sommerlichen Sonneneinstrahlung auf der Nordhalbkugel durch die Veränderung der Erdbahnparameter kühlend auf das Klima wirken.

Wie genau ein Maunder-Minimum entsteht, können die Sonnenphysiker bislang nicht erklären. Dennoch gibt es den neuen Forschungsarbeiten von Frank Hill und Kollegen zufolge Anzeichen, dass die Sonne nach dem derzeitigen 11-Jahres-Zyklus in ein ausgedehntes Minimum ähnlich dem Maunder-Minimum fallen könnte.

Was ist nun dran an der Mini-Eiszeit?

Befasst man sich mit der oben genannten Pressemitteilung, so wird schnell klar, das von einer bevorstehenden Mini-Eiszeit nie die Rede war, sondern das dass Mauder-Minium in die kleine Eiszeit gefallen ist. Zwischen dem 15. und 19. Jahrhundert war das Klima der Erde ein wenig kühler als davon und danach. Niemand weiß jedoch ob es einen klaren Zusammenhang zwischen der geringen Sonnenaktivität und den kalten Temperaturen gegeben hat. Es gibt viele andere Ursachen wie z.b. Veränderungen des Golfstroms oder Vulkanismus. Zu behaupten eine geringere Sonnenaktivität führ zwangsläufig zu einer Eiszeit ist daher falsch. Niemand hat dies in der Pressemitteilung behauptet.

Die Medien leben heutzutage von starken Klickzahlen und gestalten Ihre Überschriften und Inhalte entsprechend, Stickwort; Clickbait

 Es verkauft sich halt besser wenn „Forscher WARNEN“ oder eine „Eiszeit vorhergesagt“ wird. Dies ist nicht nur irreführend sondern auch gefährlich, denn es gibt Menschen die so etwas Blind glauben, ohne richtig zu lesen oder zu Hinterfragen. Wissenschaftler werden falsch Zitiert uvm. ein Kreislauf der gerade im Internet schnell zu Verschwörungen führen kann.

 

Fazit: Die Wissenschaftler haben die Vorgänge im Inneren der Sonne ein bisschen besser verstanden und die Medien haben schlecht und irreführend darüber berichtet. Es gibt keinen Grund vor einer kommenden Eiszeit Angst zu haben oder den Klimawandel als “erledigt” zu betrachten.

Wie würde sich nun ein Maunder-Minimum im 21. Jahrhundert auf das Klima auswirken?

Genau hierzu haben Stefan Rahmstorf und ich im letzten Jahr eine Studie veröffentlicht (siehe auch die Presseerklärung), in der gezeigt wird, dass ein neues großes Minimum maximal zu einer Abkühlung von 0,3°C im Jahr 2100 führen könnte – relativ zu einer erwarteten Erwärmung aufgrund des Klimawandels von rund 4°C wohlgemerkt. (Der Wert für den Temperaturanstieg hängt natürlich von Annahmen über zukünftige Emissionen ab.)

Demnach könnte ein neues Maunder-Minimum im 21. Jahrhundert die globale Erwärmung allenfalls leicht abschwächen und wäre auch nur ein vorübergehender Effekt, da alle bekannten großen Sonnenminima nach einigen Jahrzehnten wieder zu Ende waren.

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