Heftigste Sonneneruption seit zwölf Jahren! Polarlicht in Deutschland ist wahrscheinlich
Polarlicht in Deutschland ? – Heftige Sonneneruption löst einen Sonnensturm aus
Es war eine der heftigsten Eruption auf der Sonne seit über einem Jahrzehnt. Ein hochaktiver Sonnenfleck sorgte am Mittwoch überraschend für eine sehr starke Sonneneruption.
Das NASA Solar Dynamics Observatory hat die Sonneneruption der X-Klasse Kategorie (X9.3) vom Mittwoch festgehalten. Zu erkennen ist besonders ein greller UV-Blitz, der sogenannte Flare. Der erste Blitz auf dem Video ist ein M-Klasse Flare, welcher sich nur wenigen Stunden vor dem Hauptevent aus dem selben Sonnenfleck ereignet hat.
.@NASASun just emitted two significant solar flares! Check them out here: https://t.co/lTHUe26FC1 pic.twitter.com/ENRObXdvPH
— NASA Goddard (@NASAGoddard) 6. September 2017
Nur wenigen Minuten später traf die hochenergetische Strahlung, welche bei der Eruption von der Sonne weg geschleudert wurde, die Erde auf der Tagseite. Die Sonne stand zum Zeitpunkt der Eruption über Europa und Afrika. Die nachfolgende Grafik verdeutlicht die Blackout-Zone. In dieser Zone gab es massive Beeinträchtigungen des Radio- und Funkempfangs.
The flare’s X-ray and UV radiation was so strong it caused a shortwave radio blackout over Europe and Africa. @spaceweather has a map of it. pic.twitter.com/3cRrrEDepk
— Jesse Rogerson (@jesserogerson) 6. September 2017
Ist das Weltraumwetter gefährlich ?
Der Begriff Weltraumwetter umfasst alle komplexen Einflüsse und Auswirkungen der Sonne und anderer kosmischen Quellen auf den Zustand des erdnahen Weltraums bis hin zur Erdoberfläche, auf Funktion und Betriebssicherheit weltraumgestützter und bodengebundener technischer Systeme sowie auf Leben und Gesundheit des Menschen.
Stürmisches Weltraumwetter kann faszinierende Polarlichter in der Ionosphäre verursachen, aber auch Satelliten durch Schädigung ihrer empfindlichen Bordelektronik und Solarzellen unbrauchbar machen oder gar zum vorzeitigen Absturz bringen. Solare Strahlungsausbrüche und koronale Massenauswürfe stören Dichte, Komposition und Struktur des ionosphärischen Plasmas.
Wann erreicht uns der Sonnensturm des X-Flares?
Anders als beim irdischen Wetter welches man relativ einfach über mehrere Tage gut vorhersagen kann, ist das Weltraumwetter nur schwer vorherzusagen. Die Berechnung der Flugbahn eines solchen Sonnensturm ist äußerst komplex und auch die Interaktion mit dem irdischen Magnetfeld ist immer wieder unterschiedlich und von vielen Faktoren abhängig.
So werden wir keine feste Aussage treffen, ob und wann es zu Polarlichterscheinungen in Deutschland kommen wird. Relativ sicher ist jedoch, dass uns zumindest ein Teil des Sonnensturms erreichen wird und zwar irgendwann ab Freitag. Die Modelle sind sich da noch nicht einig.
Das Weltraumwettervorhersage-Zentrum der NOAA rechnet ab Freitag mit einem geomagnetischen Sturm der Kategorie G3. Dies würde bedeuten, dass theoretisch von Deutschland aus Polarlicht zu erkennen sein wird. Sichtbares Polarlicht wird es, wenn überhaupt nur in Norddeutschland geben. Es kann jedoch auch zu einem durchaus größeren Magnetsturm kommen, sodass in ganz Deutschland Sichtungen möglich sind.
Was sind Solare Flares / Sonneneruptionen und wie entstehen diese?
Als Flare oder chromosphärische Eruption bezeichnet man einfache Plasma-Magnetfeldbögen. Kommt es zu einer Reorganisation der Bögen, die zu einer Ablösung von Plasmaschläuchen führt, beobachtet man einen erhöhten Masseausstoß. Bezeichnungen dafür sind Koronaler Massenauswurf (CME) oder auch Eruptive Protuberanz, die damit verbundenen Teilchenstürme Sonnensturm, Protonenschauer, Solarkosmischer Strahlungsausbruch (englisch Solar Cosmic Ray Event) oder SEP (englisch Solar Energetic Particles).
Die Entstehung der Flares lässt sich auf elektromagnetische Vorgänge innerhalb der Sonne zurückführen. Die Sonne besteht aus einem Plasma aus negativen Elektronen und positiven Ionen, das durch Konvektionsströmungen in ständiger Bewegung gehalten wird. Die Elektronen besitzen aufgrund ihrer geringeren Masse eine höhere Geschwindigkeit als die Ionen. Es fließt ein elektrischer Strom, der ein Magnetfeld induziert. Teilweise wölben sich dabei Magnetfeldschläuche nach außen. Wenn sich die Schleifen beim Verdrehen berühren, schließen sich die Magnetfeldlinien kurz und es kommt zu einer Rekonnexion. Die magnetische Rekonnexion ist ein physikalisches Phänomen, bei dem sich die Struktur eines Magnetfeldes abrupt ändert und große Energiemengen freigesetzt werden. Vermutlich ist es für die Sonneneruption verantwortlich. Aufgrund der entgegengesetzten Orientierung des Magnetfeldes wird die Schleife mit dem eingeschlossenen Material fortkatapultiert.
Flares werden logarithmisch nach ihrer Röntgenstrahlungsenergie in die Klassen A, B, C, M und X unterteilt. Die Intensität innerhalb einer Klasse wird mit einem Wert zwischen 1,0 und 9,9 festgelegt. Erreicht der Wert 10,0, wird er der nächsten Klasse zugeteilt. In der Klasse X sind auch Werte größer als 10 möglich. Die Einteilung ergibt sich aus dem Fluss der Röntgenstrahlung, die von der Sonne ausgeht, und zwar aus dem Bereich von 0,1 bis 0,8 nm (1,55 bis 12,4 keV). Die Klasse A geht von 10-8 bis 10-7 Watt pro Quadratmeter, während die Klasse X ab 10-4 Watt pro Quadratmeter beginnt.
Heute auf den Tag genau vor 12 Jahren hat sich ein Flare der Stärke X17 ereignet, jedoch war der Sonnensturm damals nicht in richtung Erde gerichtet, sodass es nur zu kleineren Problemen im Funknetz kam und Satelliten vorsorglich abgeschaltet wurden.