Sonnensturm störte Hurrikan-Hilfe in der Karibik
Wie ein Strahlenausbruch im Jahr 2017 die Hurrikanhilfe störte
Die Hurrikansaison 2017 in der Karibik ist in die Geschichte eingegangen. Am 06. September 2017 zogen gleich drei Hurrikans über die Karibik und richteten schwere Verwüstungen an aber dabei sollte es nicht bleiben. Zeitgleich ereignete sich auf der Sonne die stärkste Sonneneruption seit über 12 Jahren. Dieser Sonnensturm unterbrach die Radiokommunikation der Helfer für mehrere Stunden. Selbst der Hochfrequenzfunk des Schiffs- und Flugverkehrs war gestört.
Wetterdienste auf der Erde veröffentlichten fast im Minutentakt Warnungen und Hurrikan-Vorhersagen der bedrohten Gebiete in der Karibik. Das sich jedoch knapp 150 Millionen Kilometer von der Erde entfernt fast zeitgleich einer der größten Sonnenstürme seit Jahren gewaltige mengen an elektrisch geladenen Plasma ins All und in Richtung Erde geschleudert hat, hatten die wenigsten auf dem Schirm. Das Thema Weltraumwetter ist für die meisten Medien noch immer zu irrelevant, ein Fehler wie sich herausstellen sollte.
Das NASA Solar Dynamics Observatory hat die Sonneneruption der X-Klasse Kategorie (X9.3) vom 06.09.2017 festgehalten. Zu erkennen ist besonders ein greller UV-Blitz, der sogenannte Flare. Der erste Blitz auf dem Video ist ein M-Klasse Flare, welcher sich nur wenigen Stunden vor dem Hauptevent aus dem selben Sonnenfleck ereignet hat.
.@NASASun just emitted two significant solar flares! Check them out here: https://t.co/lTHUe26FC1 pic.twitter.com/ENRObXdvPH
— NASA Goddard (@NASAGoddard) 6. September 2017
Nur wenigen Minuten später traf die hochenergetische Strahlung, welche bei der Eruption von der Sonne weg geschleudert wurde, die Erde auf der Tagseite. Die Sonne stand zum Zeitpunkt der Eruption über Europa und Afrika. Die nachfolgende Grafik verdeutlicht die Blackout-Zone. In dieser Zone gab es massive Beeinträchtigungen des Radio- und Funkempfangs.
Die Ionosphäre spielt für die Wellenausbreitung von Funkwellen eine wichtige Rolle. Es handelt sich um einen Bereich mit Ionen, der sich zwischen der Stratosphäre und der Exosphäre in einer Höhe von etwa 50 km bis 400 km über der Erdoberfläche befindet.
Ist das Weltraumwetter gefährlich ?
Der Begriff Weltraumwetter umfasst alle komplexen Einflüsse und Auswirkungen der Sonne und anderer kosmischen Quellen auf den Zustand des erdnahen Weltraums bis hin zur Erdoberfläche, auf Funktion und Betriebssicherheit weltraumgestützter und bodengebundener technischer Systeme sowie auf Leben und Gesundheit des Menschen.
Stürmisches Weltraumwetter kann faszinierende Polarlichter in der Ionosphäre verursachen, aber auch Satelliten durch Schädigung ihrer empfindlichen Bordelektronik und Solarzellen unbrauchbar machen oder gar zum vorzeitigen Absturz bringen. Solare Strahlungsausbrüche und koronale Massenauswürfe stören Dichte, Komposition und Struktur des ionosphärischen Plasmas.
Funkverkehr über Stunden unterbrochen
Die hochenergetische Strahlung der Sonneneruption erreicht innerhalb von Minuten die Ionosphäre, jenem Teil der Erdatmosphäre, der u.a. für den Funkverkehr ausschlaggebend ist. Zu diesem Zeitpunkt brach über Europa, Afrika und teilen der Karibik über Stunden der Funkverkehr zusammen. Normalerweise bleibt dies fast unbemerkt, da jedoch die Kommunikation der Rettungskräfte aufgrund der schweren Zerstörung in der Karibik fast vollständig auf den Funkverkehr angewiesen war, war dieses Ereignis besonders folgereich. Während dieser Zeit erhielten die gefährdeten Gebiete keine Unwetterwarnungen mehr, Rettungsteams hatten zu den Koordinationsstellen den Kontakt verloren.
Der Sonnensturm hat die Situation vor Ort verschärft
Trifft die Plasmawolke auf das irdische Magnetfeld, wird dieses schlagartig zusammengedrückt, was in der oberen Erdkruste Ströme induziert. Sie koppeln sich in lange Stromleitungen ein, so dass sich darin hohe Spannungen aufbauen und starke Ströme fließen. Als Folge brennen in den Hochspannungstransformatoren der Stromnetze die Spulen durch. Während der Hurrikansaison 2017 brach der Sonnensturm zum ungünstigen Zeitpunkt aus. „Dieses Zusammentreffen von Erdwetter und Weltraumwetter hat die Situation in der Karibik noch verschärft“, schreibt Ramon Redmon von amerikanischen Wetter- und Ozeanografiebehörde NOAA in einer Mitteilung.
Die Autoren der Studie, die in der Fachzeitschrift „Space Weather“ erschienen ist, plädieren für eine stärkere Erforschung des Zusammenhangs zwischen Weltraumwetter und dem Leben auf der Erde. Das von der Sonne ausgelöste Funkloch traf an dem Tag auch den Funkverkehr von Schiffen und Flugzeugen. Über Stunden war die Kommunikation gestört.
„Die Sonne hat uns mal wieder daran erinnert, dass sie da ist“, kommentiert Mike Hapgood vom Rutherford Appleton Laboratory in England. „Die Sonne war die letzten zehn Jahre sehr ruhig. Dies erinnert uns daran, nicht selbstzufrieden zu werden.“